Epilepsie
Epilepsien gehören zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Von Epilepsie spricht man, wenn sich Anfälle ohne äußere Auslöser wiederholen. Das ist weltweit bei etwa einem Prozent aller Menschen der Fall. Epilepsien können in jedem Lebensalter auftreten. Mehr als die Hälfte aller Epilepsien beginnen bereits im Kindesalter.
Aber nicht jeder Anfall bedeutet gleich die Diagnose Epilepsie. Denn viel öfter – bei etwa fünf Prozent aller Menschen – tritt ein solcher Anfall nur unter besonderen Umständen auf. Am besten bekannt sind sogenannte Fieberkrämpfe, die bei Kindern
im Rahmen von fieberhaften Infekten auftreten. Aber lediglich einzelne Kinder mit Fieberkrämpfen entwickeln später eine Epilepsie.
Den Anfällen liegen überschießende, elektrische Entladungen von Gehirnzellen zugrunde. In Abhängigkeit der von der elektrischen Überaktivität betroffenen Gehirnzellen können die Anfälle sehr unterschiedlich aussehen. Das Spektrum reicht von Anfällen, die lediglich mit ganz kurzer Bewusstseinspause einhergehen und für Außenstehende manchmal gar nicht zu erkennen sind bis hin zu großen Anfällen mit Bewusstlosigkeit und klar ersichtlichen Zuckungen.
Die Ursachen von kindlichen Epilepsien sind vielfältig. Am häufigsten sind sie Folge von Frühgeburtlichkeit, von Schädigung des Gehirns durch Entzündungen oder Verletzungen, Fehlbildungen des Gehirns oder Chromosomenstörungen. In etwa der Hälfte der Fälle findet sich keine Ursache.
Diagnostik
Ziel der Diagnostik ist zunächst die Klärung, ob es sich wirklich um einen epileptischen Anfall handelt. Neben der Anfallsbeschreibung durch die Eltern ist es wichtig zu erfahren, wie das Kind oder der Jugendliche den Anfall erlebt hat. Gerade jüngere Kinder greifen hierfür gerne zu Buntstiften und Papier, um das Geschehen zu erläutern.
Die wichtigste apparative Methode ist eine Elektroenzephalographie (=EEG). Danach wird entschieden, ob weitere Diagnostik wie z.B. Schlaf-EEG, Blutuntersuchung oder Kernspintomographie erforderlich ist, um die Ursache der Epilepsie herauszufinden.
Bei einigen Kindern mit Epilepsie liegen zusätzlich eine Entwicklungsverzögerung, Auffälligkeiten im Verhalten, der Konzentration und der Stimmung vor. Daher führen wir bei allen Kindern einen Entwicklungstest und Verhaltensbeobachtung durch.
EEG - Messung der Hirnaktivität
Mit Hilfe der Elektroenzephalographie (EEG) misst man die elektrische Hirnaktivität. Damit diese aufgezeichnet werden kann, werden zur Ableitung Elektroden völlig schmerzfrei auf dem Kopf platziert. Mit der bei uns angewendeten Doppelbild-Video-EEG wird der Patient während der Ab- leitung gefilmt, so dass auf dem Monitor die Hirnstromaktivität und das Videobild gleichzeitig beurteilt werden können. Doppelbild bedeutet, dass ein Kind aus zwei Richtungen aufgenommen wird und wir auf zwei verschiedenen Bildern beispielsweise das Gesicht und den gesamten Körper des Kindes beobachten können. Eine EEG-Ableitung bei wachem Kind (Wach-EEG) dauert etwa eine dreiviertel Stunde.
Falls im Wach-EEG keine epilepsietypischen Muster nachweisbar sind oder eine Zunahme der epilepsietypischen Aktivität im Schlaf vermutet wird, ist ergänzend eine EEG-Ableitung im Schlaf (Schlaf-EEG) erforderlich. Ein Schlaf-EEG dauert ca. 1 - 1,5 Stunden.
Für die Qualität einer EEG-Ableitung ist neben einer guten technischen Ausstattung vor allem die Geduld und Behutsamkeit der EEG-Assistentinnen entscheidend. Nur bei einem ruhigen und entspannten Kind gelingt eine gute, aussagekräftige Aufzeichnung des EEGs.
Wie läuft der 1. Termin ab?
Ein erster Termin in unserer Ambulanz dauert etwa 2,5 Stunden.
Dabei erfolgen:
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Ausführliches Gespräch mit Eltern und Kind
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Doppelbild-Video-EEG-Ableitung
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Körperliche und neurologische Untersuchung des Kindes
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Durchführung eines Entwicklungstests
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Erörterung der Befunde und Therapievorschläge.
Falls das Kind wegen der Epilepsie schon in anderen Einrichtungen behandelt worden ist, bitten wir die Eltern zum Besuch in unserer Ambulanz die Vorbefunde, die Namen der bisher eingesetzten Medikamente und einen Anfallskalender mitzubringen.
Behandlung der Epilepsie
Ein Großteil der an Epilepsie erkrankten Kinder wird mit einer medikamentösen Therapie anfallsfrei. Heutzutage stehen hierfür zahlreiche Medikamente zur Verfügung, die einzeln oder kombiniert eingesetzt werden können. Sollte die medikamentöse Therapie keine ausreichende Wirkung zeigen, stehen andere Therapieverfahren zur Verfügung.
Falls die kontinuierliche epileptologische Betreuung des Kindes oder Jugendlichen im Werner Otto Institut gewünscht wird, sind weitere regelmäßige Termine erforderlich.
Dabei beschränken wir uns nicht nur auf die Behandlung der Epilepsie, sondern berücksichtigen auch eventuell vorliegende zusätzliche Probleme. Im Rahmen dieser umfassenden therapeutischen Begleitung des Kindes/Jugendlichen und seiner Familie werden ggfs. auch Experten anderer Fachdisziplinen im Haus mit einbezogen. U. a. können die Kinder und Jugendlichen ihre Erfahrungen mit der Erkrankung in Bildern verarbeiten.
Wir beraten auch gerne die Erzieher oder Lehrer, damit diese mehr Sicherheit im Umgang mit Kindern/Jugendlichen mit Epilepsie gewinnen.
Wir sind von der Internationalen Liga gegen Epilepsie als Epilepsieambulanz für Kinder und Jugendliche anerkannt. Die Leiterin, Frau Dr. Traus, ist Inhaberin des Zertifikates Epileptologie, was den regelmäßigen Nachweis spezieller Kenntnisse auf dem Gebiet der Epileptologie voraussetzt.
Anmeldung
Sie möchten Ihr Kind im Werner Otto Institut vorstellen? Hier finden Sie Informationen zur Anmeldung.