Mundfunktions- und Schluckstörungen

Auf Grund von Bewegungsstörungen oder Gefühls- und Empfindungsstörungen kann es zu einer Vielzahl von Schwierigkeiten im Mundbereich oder beim Schlucken kommen.

Das Schlucken ist ein komplexer Vorgang. Ist diese Funktion gestört, hat das gravierende Folgen für ein Kind, etwa das Risiko von Mangel- oder Fehlernährung und die Gefahr, dass Nahrung oder Flüssigkeit durch den gestörten Schluckvorgang in die Luftröhre und die Lunge geraten. Dies kann eine akute Luftnot oder eine lebensbedrohliche Lungenentzündung verursachen. Schluckstörungen treten häufig im Rahmen schwerer mehrfacher Behinderungen auf. Oft wird das Kind über eine Sonde (PEG) ernährt.

Leichtere Schluckstörungen, die sogenannten myofunktionellen Störungen, betreffen den oralen Bewegungsablauf. Hier kann es durch falsche Schluckmuster zu Zahnfehlstellungen und Aussprachestörungen kommen.

Diagnostik

Wenn das Kind bei uns vorgestellt wird, erfolgt zunächst ein Gespräch mit den Eltern über die Symptome und die Krankheitsgeschichte. Dann folgt eine klinische Untersuchung. Dabei werden die Funktionen des Mund- und Schlundbereiches geprüft. Ergänzend kann eine Schluckuntersuchung mit einem flexiblen Endoskop angeschlossen werden.

Flexible Endoskopie

Mit Hilfe der sogenannten flexiblen (Video-)Endoskopie kann die Nase, der Rachen sowie der Kehlkopf untersucht werden. Über ein dünnes Endoskop, das über die Nase eingeführt wird, werden diese Regionen dargestellt, wobei das Kind meist auf dem Schoß der Mutter oder des Vaters sitzt.

Die Untersuchung dauert wenige Minuten und kann zu verschiedenen Fragestellungen wichtige Hinweise bieten. Die Stimmlippen und deren Bewegung können beleuchtet und Hinweise auf Ursachen von Stimmstörungen gewonnen werden. Beim Sprechen von Testwörtern oder beim Pusten wird die Aktivität des Gaumensegels geprüft und der sogenannte velopharyngeale Abschluss zwischen Gaumensegel und Rachenhinterwand beobachtet.

Bei der endoskopischen Schluckuntersuchung wird dem Kind während der Untersuchung Speisen mit verschiedenen Konsistenzen angeboten und der Schluckakt begutachtet. Die Ergebnisse werden anhand der Videoaufnahmen besprochen und Therapieoptionen werden erläutert.

 

Behandlung von Mundfunktions- und Schluckstörungen

Je nach Art der Schluckstörung können verschiedene Behandlungsmethoden sinnvoll sein. Häufig können Physiotherapie oder eine logopädische Therapie Schluckstörungen verbessern. Diese können im Werner Otto Institut sowohl ambulant als auch bei Fütterstörungen stationär angeboten werden. In einigen Fällen kann im Verlauf auf eine Ernährungssonde verzichtet werden.

Falls eine wohnortnahe Behandlung des Kindes günstiger erscheint, kooperieren wir auch mit den niedergelassenen Ärzten und Therapeuten vor Ort und sprechen mit ihnen die bestmögliche Art der Behandlung ab.

Interdisziplinäre Mundsprechstunde

Zwei- bis dreimal jährlich bietet das Werner Otto Institut eine interdisziplinäre Mundsprechstunde an. Neben den Ärzten und Therapeuten des Werner Otto Institutes sind dann auch eine Ärztin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf für Kieferorthopädie und ein Kinderarzt und Lehrtherapeut des Castillo Morales-Konzeptes® aus dem Kinderzentrum München beteiligt. Typische Vorstellungsgründe sind Trinkschwäche, Ess- und Kaustörungen, Speichellaufen, Zungenfehlfunktion, Zahn- und Bissprobleme. In der sogenannten orofazialen Diagnostik werden die Kinder im Team begutachtet und ein individuelles Therapiekonzept wird nachfolgend erarbeitet, z. B. mit der Orofazialen Regulationstherapie (nach Castillo Morales®), Konzepten nach Pörnbacher (NEPA-Konzept), Padovan, Vojta und Bobath oder der Myofunktionellen Therapie.

Für die Anmeldung zur Mundsprechstunde rufen Sie bitte unter Tel. 040.50 77 31 70 an.

Pädiatrischer Dysphagiezirkel

Ca. zweimal jährlich treffen sich regelmäßig Fachleute, die Kinder mit Schluckstörungen betreuen. Bei diesem Treffen findet ein Austausch zwischen Ärzten und Therapeuten statt, zur Optimierung von Diagnostik und Therapieoptionen.

Bei Interesse an einer Teilnahme wenden Sie sich an Frau Dr. Goebell (Phon@Werner-Otto-Institut.de).