Corona: Soll ich mein Kind impfen lassen?

Inzwischen gibt es viel Erfahrung mit der Impfung gegen Corona bei Säuglingen, Kleinkindern, Schulkindern und Jugendlichen. Das Robert-Koch-Institut und die Ständige Impfkommission haben wissenschaftliche Daten zusammengetragen und beantworten viele Fragen rund um das Thema "Corona-Impfung" bei Kindern. Für wen genau wird die Impfung empfohlen? Soll ich mein Kind auch impfen lassen, wenn es schon einmal Corona hatte? Welche Impfreaktionen und Nebenwirkungen gibt es? 

Auf der Seite des Robert-Koch-Instituts können Sie sich zu diesen Fragen informieren. Die Seite wird fortlaufend aktualisiert und ist eine vertrauenswürdige Quelle. 

 

Corona: Long-Covid bei Kindern

Seit November 2021 sehen wir im Werner Otto Institut mit unserem Team aus Ärztinnen, Psychologinnen und Therapeutinnen  in einer speziellen Sprechstunde Kinder und Jugendliche, bei denen ein Verdacht besteht, dass sie unter "Long Covid" leiden - - bisher rund 40 Mädchen und Jungen (Stand: Februar 2023). 

Die Forschung zu diesem Thema und die wissenschaftlichen Erkenntnisse werden mehr. Wir haben hier wichtige Fragen und Antworten für Sie zusammengestellt. 

Sie möchten lieber Hören als Lesen? Im Abendblatt-Podcast „Von Mensch zu Mensch“ erklärt Dr. Joachim Riedel, Kinderarzt und Neuropädiater sowie Ärztlicher Leiter des Werner Otto Instituts, Symptome und Therapiemöglichkeiten der Krankheit.

Fragen und Antworten zu Long-Covid bei Kindern

Stand der Informationen: Februar 2023 

Wie viele Kinder sind bundesweit von Long Covid betroffen?

Es gibt bisher keine vollständigen Daten dazu, aber die vorhandenen sprechen dafür, dass etwa 1 % der Kinder nach einer Corona-Infektion eine Long COVID Symptomatik entwickelt. Die meisten von ihnen sind nach einigen Monaten aber wieder völlig gesund. Das Risiko für Long COVID ist übrigens unabhängig davon, wie schwer die akute Corona-Erkrankung verlaufen ist, in den meisten Fällen sogar nur mit leichten Symptomen. Es erkranken etwas mehr Mädchen als Jungen und mehr Kinder über 12 Jahren als jüngere.

Ab wann und bei welchen Symptomen muss ich mir Sorgen machen, dass mein Kind Long Covid haben könnte?

Wenn ein Kind mehr als 4 Wochen nach einer Coronavirus-Infektion noch deutliche Symptome hat, die zuvor nicht bestanden haben, sollten die Eltern mit dem Kind zunächst ihre kinderärztliche Praxis aufsuchen. Die Kolleg*innen nehmen sich Zeit für eine gründliche Untersuchung, bewerten die Symptome genau und geben Empfehlungen zum Umgang damit. Oft reicht es aus, das die Kinder sich körperlich schonen und insgesamt weniger belasten. Bei den meisten lassen die Symptome in den nächsten Wochen vollständig nach.

Was sind die häufigsten Symptome und wie wird die Diagnose gestellt?

Die häufigsten Symptome sind sehr ausgeprägte Müdigkeit / Abgeschlagenheit (Fatigue), gestörtes Konzentrationsvermögen, Gedächtnisstörungen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Atem- und Kreislaufprobleme.

Für die Diagnose Long COVID ist es am wichtigsten, andere Ursachen für die Symptome durch ausführliche Diagnostik auszuschließen, also z.B. Blutentnahmen und apparative Untersuchungen von Herz und Lunge. Dafür ist eine gute Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachleuten erforderlich.

Welche Ursachen gibt es für Long Covid bei Kindern?

Die genauen Ursachen für Long COVID sind noch ungeklärt, es gibt dazu weltzweit zahlreiche Forschungsprojekte.

Wahrscheinlich sind es mehrere Ursachen. Man vermutet, dass Autoimmunreaktionen eine wesentliche Rolle spielen (z.B. durch Antikörper , die sich „irrtümlich“ gegen körpereigene Strukturen richten). Möglicherweise bleiben bei Betroffenen nach einer überstandenen COVID-Erkrankung auch Viren in verschiedenen Körperzellen zurück, die die Symptome aufrecht erhalten. Es können auch andere im Körper vorhandene  Viren (z.B. das Ebstein-Barr-Virus) reaktiviert werden. Außerdem kann eine COVID-Erkrankung Schäden an diversen körpereigenen Geweben hinterlassen, z.B. an den kleinsten Blutgefäßen und an den roten Blutzellen, so dass die Durchblutung von Organen gestört wird.

Welche Therapie gibt es bei Long Covid bei Kindern?

Die wichtigste „Therapie“ besteht oft in der Diagnose und darin, dass die Betroffenen sich ernst genommen fühlen, und danach in der geduldigen Begleitung. Ein sehr wichtiges Prinzip der Behandlung ist das „Pacing“, sich im Alltag immer nur so weit zu belasten, dass es zu keinem Erschöpfungszustand kommt. Das erfordert vor allem von Jugendlichen unendlich viel Geduld.

Bisher gibt es leider noch keine ursächliche Therapie der Erkrankung, die auf einer wissenschaftlich gesicherten Basis allgemein empfohlen werden kann. Möglicherweise ist auch nicht für alle Betroffenen dieselbe Therapie effektiv. Aus einem Einzelfall, in dem es jemand nach einer Behandlung deutlich besser ging, darf man keine allgemeinen Empfehlungen ableiten, sondern potenziell sinnvolle Therapien müssen in wissenschaftlich begleiteten klinischen Studien angewendet werden. Hier ist u.a. Frau Prof. Scheibenbogen an der Charité in Berlin sehr aktiv. Neuartige Therapien werden aber aus Sicherheitsgründen immer erst an Erwachsenen erprobt. Jede neue Therapie hat ja auch Risiken, die man so gut wie möglich bewerten muss. Bis neue Therapien bei Kindern in Studien zur Anwendung kommen, wird vermutlich noch etwas Zeit vergehen. (Stand: Februar 2023)

Wo bekomme ich Hilfe, wenn mein Kind Long Covid hat?

Es gibt in Deutschland erst wenige Ambulanzen und Kliniken für Kinder mit Long COVID. Eine gute Übersicht findet man auf der Seite https://long-covid-verband.de.

Wir am Werner Otto Institut sehen in unserer Spezial-Sprechstunde Kinder und Jugendliche mit Verdacht auf Long COVID, wenn sie von ihrer Kinderarztpraxis an uns überwiesen wurden. Wir arbeiten immer mit anderen Spezialist*innen zusammen, z.B. mit denen im Kinder-UKE sowie spezialisierten Praxen für Kinderkardiologie und Kinder-Lungenheilkunde. Bei sehr langwierigen und komplizierten Verläufen vermitteln wir auch in die speziellen Ambulanzen in Jena und München. Bei Bedarf schicken wir die Kinder auch in eine der wenigen Reha-Kliniken, die ein geeignetes Angebot für Long COVID haben, z.B. in Garmisch und in Kreischa.