Hördiagnostik von 0-18 Jahren
Zu jedem Hörtest bei Kindern gehört eine Inspektion des Ohres und eine Überprüfung des Mittelohres mit dem Tympanogramm („Prüfung der Schwingungsfähigkeit des Trommelfells“).
Alle Hörtestergebnisse, die auf Verhaltensänderungen oder der direkten Mitarbeit von Kindern beruhen, werden durch „automatische“ Testverfahren abgesichert. Zu diesen Testverfahren gehört die Messung otoakustischer Emissionen (OAE), die Stapediusreflexe oder die Messung von akustisch evozierten Potentialen (z. B. eine BERA). Dabei verfügen wir auch über eine langjährige Erfahrung in der Anwendung „frequenzspezifischer“ BERA-Verfahren (z. B. Notch-Noise-BERA, Chirp-BERA). Da Kinder für eine solche Messung ganz ruhig liegen müssen erfolgt die Messung entweder im natürlichen Schlaf (Babies) oder in einer leichten Sedierung (Schlafmedikament). Eine Narkose ist für diese Messung bei uns nur sehr selten notwendig.
Erst die Zusammenschau aller Hörtestergebnisse (einschließlich der Vorbefunde) und der Abgleich mit den Beobachtungen von Hörreaktionen im Alltag durch die Eltern führt zu einer Gesamteinschätzung des Hörvermögens und der Hörschwelle des Kindes. Auf dieser Basis erfolgt dann die Beratung zum weiteren Vorgehen wie z. B. der Anpassung von Hörgeräten oder der Einleitung von Hör-Frühfördermaßnahmen.
Hördiagnostik bei Kindern im Alter von 0-3 Jahren
Kinder in einem Entwicklungsalter von 0 - 6 Monaten können noch nicht aktiv bei einem Hörtest mitarbeiten, aber auch bei diesen Kindern kann man mit viel Erfahrung beobachten, ab welcher Lautstärke sie anfangen auf Testgeräusche zu reagieren. Ab einem Entwicklungsalter von sechs Monaten können Kinder bereits lernen, gut erkennbar auch auf leise Geräusche an ihrer Hörschwelle zu reagieren. Ab einem Entwicklungsalter von 2 - 2½ Jahren können wir Kindern beibringen, wie sie selbständig bei der Hörprüfung mitarbeiten können.
Hördiagnostik bei Kindern ab 3 Jahren
Ab dem Alter von 3 Jahren ist es auch möglich, dass Kinder in einem Hörtest Testworte nachsprechen oder an Hand von Bildmaterial zeigen (Sprachaudiometrie). Alle derzeit im Bereich der Sprachaudiometrie bei Kindern gebräuchlichen Testverfahren sind im Werner Otto Institut und kommen in Abhängigkeit von der Fragestellung und dem Entwicklungsalter des Kindes zum Einsatz (Testverfahren z. B.: Mainzer, Göttinger, OLKI, OLKISA, OLSA, Freiburger, AAST, Uttenweiler).
Hördiagnostik bei Mehrfachbehinderung
Die zusätzlichen Wahrnehmungs- und Verarbeitungsprobleme bei mehrfachbehinderten Kindern führen bei diesen Kindern dazu, dass sie in Hörtests anders, verzögert und häufig sehr wählerisch auf unterschiedliche Testgeräusche reagieren. Dabei kann es sehr hilfreich sein, wenn die Eltern Geräuschquellen, auf die die Kinder im Alltag gut reagieren, z. B. bestimmte Spielzeuge oder auch Musikstücke (CD) zur Hörprüfung mitbringen. Darüber hinaus haben wir unsere Testverfahren auch für Kinder mit bestimmten Zusatzbehinderungen (wie z. B. im visuellen oder motorischen Bereich) adaptiert und erweitert, so dass wir vielen unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden können (Air-Puff Audiometrie oder TOUCH-Trainer).
In einzelnen Fällen kann es trotzdem sehr schwierig sein, alle Beobachtungen von Hörreaktionen und Hörtestergebnisse zu einer stimmigen Gesamteinschätzung zusammenzufassen, da bei diesen Kindern auch die „automatischen“ Hörtests nicht immer die wahre Hörschwelle des Kindes wiederspiegeln. Trotzdem gelingt es uns in der Regel, eine Einschätzung zu finden, auf deren Basis entschieden werden kann, ob weitergehende Maßnahmen wie eine Hörgeräteversorgung notwendig sind und wie die Hörsysteme eingestellt werden sollen.